Gründerzeit
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Als Gründerzeit wird die wirtschaftliche Phase in Deutschland und Österreich im 19. Jahrhundert bis zum großen
Börsenkrach von 1873 bezeichnet. In dieser Zeit findet die Industrialisierung in Mitteleuropa statt, deren Anfänge in den
1840er-Jahren liegen. Daraus ergibt sich, dass für diese Periode kein genauer Anfangszeitpunkt angegeben werden kann, für
Österreich wird meist die Märzrevolution als Ausgangspunkt genommen, deren wirtschaftliche Reformen im Unterschied zu
den politischen Reformen im Allgemeinen nicht zurückgenommen wurden.
Architektur und Design
 
Typischer Gründerzeitstraßenzug in ChemnitzIm Zuge der Industrialisierung wuchs der Bedarf nach Wohnraum, es wurden
ganze Stadtviertel auf die grüne Wiese gebaut. Noch heute gibt es in vielen mitteleuropäischen Städten eine große Zahl von
Wohnbauten aus der Gründerzeit, die oftmals ganze Straßenzüge oder gar Stadtviertel umfassen.
Typisch für den Baustil der sogenannten Gründerzeitarchitektur ist die meist von privaten Wohnungsbaugesellschaften
errichtete, etwa vier- bis sechsgeschossige Blockrandbebauung mit ihren reich dekorierten Fassaden. Die einzelnen
Dekorationsformen lehnten sich an historische Stilformen an, weshalb die Architektur dieser Prägung zusammenfassend als
Historismus bezeichnet wird und Stile wie die Neugotik, Neorenaissance und den Neobarock umfasst. Es entstanden nicht
nur Villen und Palais für das reich gewordene (Groß-)Bürgertum, sondern vor allem auch Mietskasernen für die rasant
wachsende Stadtbevölkerung.
Bedeutend in dieser Phase war auch die Integration neuer Technologien in Architektur und Design. Entscheidend war die
Weiterentwicklung der Stahlerzeugung (Bessemer-Verfahren), die beispielsweise Stahlfachwerktürme ermöglichte. Der nur
aus Stahl und Glas bestehende Crystal Palace auf dem Gelände der Londoner Weltausstellung von 1851 galt als revolutionär
und wegweisend für spätere Jahrzehnte.
Auch die Innenarchitektur der Gründerzeit spielte mit den verschiedenen Elementen des Historismus. Die reich
ausgestatteten Räume des gehobenen Bürgertums zeichneten sich aus durch die Aufnahme und Imitation älterer Kunststile
und Dekors.
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